Freitag, 24. Juni 2016 12:14
Das Unglaubliche ist mal wieder wahr geworden. Groß Britannien verlässt die Europäische Union. Es ist ein Sprung ins Ungewisse. Einen Rettungsschirm gibt es nicht. Dafür viel Schwarm-Intelligenz und mehr als einen Schuss Nostalgie. Demokratie kann wehtun. Was verrät einem das über weitsichtige gute Führung?
Es ist das erste Mal, dass Populisten die Mechanismen der Demokratie für gefährliche Entscheidungen nutzen. In der Psychologie spricht man auch von Group-Think. Emotinalisierte Gruppen neigen zu riskanten Entscheidungen. Risiken redet man untereinander klein. Zusätzlich entsteht ein Kitzel am Tabubruch, der durch das wechselseitige Abnicken umso verlockender erscheint. Die Verantwortung wird an die Masse delegiert. Wenn es schief geht, waren immer die anderen Schuld.
Politische Führungskräfte wissen um diese Gefahren und vermeiden deshalb den allzu häufigen Rückgriff auf die triebhafte Schwarmintelligenz. Doch auch wer in Unternehmen Entscheidungen trifft, sollte die Menschen mitnehmen, ohne alles öffentlich auszudiskutieren.
Der Brexit ist letztendlich eine Marketing-und Beziehungs-Niederlage der Europäer. All das, was Europa liebenswert macht, driftete in den Hintergrund. Der freie Austausch in der Wirtschaft, die Hilfe für strukturschwache Regionen, die Kommunikation eines jungen Europas, das sich in Berlin ebenso zuhause fühlt wie in Barcelona. An all das haben sich die Eliten gewöhnt, während die bildungsfernen Menschen auf der Insel die Vorteile nicht mehr wahrnahmen. Adaption in Reinkultur. Das, was man tagtäglich genießt, verliert seinen Reiz. Es entschlüpft der bewussten Wahrnehmung, während all das, was man vermisst, umso verlockender erscheint.
Führungskräfte von heute sind Verkäufer. Es ist ihre Aufgabe für jeden immer wieder die Vorteile ihres Produktes, ihrer Unternehmensstrategie, zu verdeutlichen. Wie alle Vertriebler ist es dabei entscheidend, dass sie die Sprache der „einfachen Menschen“ sprechen. Schluss mit Zahlen und rationalen Argumenten – man hört sie doch erst, wenn man sich mit dem Gegenüber wohlfühlt. Ohne Beziehungsebene gibt es keine sachlichen Lösungen.
Das Ergebnis des Brexit zeigt, wie beschädigt die Beziehung vieler Britten zu Europa ist. Europa war nicht mehr sexy genug. Die Trennung ist ein verzweifelter Versuch, sich selbst wieder zu spüren.
Eine Führungskraft, die nicht will, dass ihren Mitarbeitern langweilig wird, sollte Folgendes tun:
1. Mit den Menschen sprechen, besonders mit denen im Unternehmen, die die Stimmung prägen. Selbst wenn es weh tut. Es tut immer nur halb so weh, sich zu überwinden an einer kränkelnden Beziehung zu arbeiten, als eine tote zu begraben. (Management by walking around)
2. Den Nutzen der Unternehmensentscheidungen für alle nachvollziehbar machen. Mit Bildern. Mit Geschichten. An konkreten Beispielen. Treten Sie das Excel-Sheet in die Tonne und laden Sie zu einem Kaminabend oder gleich in den Irish Pub ein.
3. Mehrheitsentscheidungen nur dann fördern, wenn man den Schwarm sehr gut kennt und das Ergebnis die Firma nicht in den Ruin treibt.
Wohin treibt aber Groß Britannien nun? In der Londoner U-Bahn hört man ununterbrochen die Warnung „Mind the gap“. The gap, die Spaltung, ist Realität. Vernunft, Mind, ist den Verantwortlichen zu wünschen. Groß Britannien steigt aus, doch die Fahrt geht weiter.
So wie Europa eine neue Vision braucht, brauchen Unternehmen transformationale Führungskräfte. Menschen, die andere mitnehmen können. Populisten gewinnen mit Charisma. Die Vernunft muss wieder sexy sein. Das sagt uns heute der gesunde Menschenverstand. Melonen statt Melonen. Weniger gute alte Zeit und mehr frischer Wind of Change für das neue Europa.
Wenn Sie in eine Personalentwicklung einsteigen wollen, die die Menschen „anmacht“ und mitnimmt, können Sie hier Ihr Ticket lösen. Mind the union! You are welcomed!
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