Samstag, 03. September 2016 12:38
In der Geschichte von Franz Kafka „Vor dem Gesetz“ geht es um Mut und vertane Chancen. Was wäre, wenn wir eine Chance, die uns das Leben bietet, nicht nützen, weil wir Angst haben und das Risiko scheuen? Eine Frage für den Coach.
In Kafkas Version einer alten Parabel scheut der „Held“ den Kampf. Er zaudert. Er wird alt, seine Gesundheit leidet und schließlich muss er mit der Erkenntnis sterben, die Möglichkeit des Glücks und der Erkenntnis verspielt zu haben.
Kafkas Leben ist von diesem Zwiespalt gekennzeichnet. Er wagte es zu schreiben, kreativ zu sein und kam so seinen Ängsten auf die Spur. Doch dann zögerte er, nahm sich zurück, folgte der Angst. Es ist seinen Weggefährten zu verdanken, dass das künstlerisches Werk überlebte. Kafka fehlte der Mut.
Vermutlich wurde Kafka von einer Geschichte aus dem Alten Testament inspiriert. Auch dort bittet ein Mensch um Einlass, um Erkenntnis zu gewinnen und das Glück zu finden. Er begegnet Widerständen. Das vermeintliche Schicksal droht mit Schmerz und Demütigung. Wer wagt, weiter zu gehen, muss scheitern. Man riskiert sein Leben.
Anders als bei Kafka kann die Angst den biblischen Helden aber nicht zurückhalten. Die Hoffnung triumphiert. Er nimmt das Risiko auf sich. Und was geschieht? Tatsächlich muss er kämpfen und die Angst steigt an. Allerdings nicht in dem Ausmaß wie es die Drohung voraussagte. In Wahrheit wird der Weg nach dem ersten Widerstand leichter. Der Mutige wird belohnt. Er findet Frieden und Glück, nach dem Kampf, dem Kampf mit sich selbst.
Brillant gibt Kafka das zermürbende Gedankenspiel vieler Zauderer wieder. Der Schrecken ist übermächtig und es ist kein Ende abzusehen. Wer sich auf den Widerstand konzentriert, kann sich kaum vorstellen, dass dieser bald nachlässt. Es scheint, als würde eine Überwindung nach der anderen auf einen warten. Der Weg wird nicht leichter sondern schwerer. Angesichts dieser Übermacht, erscheint es klüger, gleich nachzugeben und nichts zu tun. Doch deckt sich das mit den eigenen Erfahrungen? Wie war es wirklich, als man eine schwere Aufgabe annahm und sich an die Arbeit gemacht hat? Schwerer oder leichter?
Die Motivationspsychologie ermutigt. Wenn ein Mensch sich auf den Weg macht, durchbricht er sofort die Mauer der Passivität. Sein Selbstwert steigt unabhängig vom Gegenwind. Klar, der Durchbruch kostet Energie, manchmal ist es wie bei einer Geburt, es tut weh. Doch wenn dieser große initiale Energieaufwand geleistet wurde, geht es oft erstaunlich leicht voran. Die Schwerkraft der eigenen Sorgen ist überwunden. Die Rakete der Hoffnung auf Kurs.
Raketen verbrauchen die meiste Energie beim Start. Sie haben ein Ziel. Kennen Sie Ihr Ziel? Zögern Sie noch? Kafka ist ein schwarzer Coach. Er zeigt uns unsere Ängste UND indirekt unsere Hoffnung. Kafkas Geschichte endet folgerichtig mit der Reue und dem Tod. Reue. Weil er das „Gesetz“ nicht ergründet hat? Nein, Reue, weil er es nie versucht hat.
Auch diese Erfahrung bestätigt die Psychologie. Man bereut nicht die Fehler, die man gemacht hat, sondern jene, die man nicht gemacht hat….
Wenn Sie gerade an Ihrer Geschichte schreiben, können Sie sich jederzeit entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Es wird vielleicht nicht immer einfach sein, doch das Risiko lohnt sich.
Einen eher schwarz-weißen bis regenbogenfarbenen Coach finden Sie hier.
©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin