Freitag, 15. September 2017 14:04
Burn-Out und Stress gewinnen in der Öffentlichkeit immer mehr Beachtung. Parallel dazu nehmen die Präventions- und Bewältigungsangebote zu. Die aktuelle Forschung (Beispielsweise von Birgit Derntl) in diesem Bereich legt nahe, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Verarbeitung und Bewältigung von Stress mehr Beachtung finden sollten. Männer und Frauen gehen unterschiedlich mit Stress um.
Männer neigen dazu, Belastungen und die damit verbunden negativen Emotionen wie Angst, Nervosität oder Frustration zu externalisieren. Als Konsequenz findet sich bei Männern auch verstärkt die klassische Stressreaktion aus Kampf oder Flucht.
Frauen zeigen eine verstärkte Tendenz der Internalisierung. Damit verbunden sind erhöhte Werte der Angst und Traurigkeit. Anstatt zu kämpfen oder zu flüchten, üben sich Frauen verstärkt in „Tend and Befriend“. Ihre Stärke besteht darin, Stresssituationen anders zu betrachten und sich damit innerlich wie auch äußerlich durch Verhaltensweisen des Kümmerns und Anfreundens mit der Situation zu arrangieren.
All diese Reaktionen zeigen entsprechende Korrelate auf der physiologischen Ebene. Männer weisen erhöhte Cortisol-Werte auf und der Testosteron-Spiegel sinkt in der ersten Phase der Stressreaktion. Östrogen verstärkt bei Frauen die Tend and Befriend Reaktion.
Unterschiedliche Reaktionsweisen verlangen nach maßgeschneiderten Bewältigungsstrategien, sie sie in den üblichen Angeboten zur Stressbewältigung bisher nur am Rande auftauchen. Hier gilt es bekannte, „natürliche“ Strategien des jeweiligen Geschlechts zu fördern und diese durch angepasste geschlechtsspezifische Angebote zu ergänzen. Wenn Männer allgemein eine Veranlagung zur externalen Problemlösung besitzen, gilt es im ersten Schritt diese zu fördern. Frauen verändern erfolgreich die Perspektive und erweitern damit den Problemlöse-Horizont. Auch hier gibt es also einen natürlichen Ansatzpunkt des Stressmanagements.
Unterschiede bedeuten fast immer auch Chancen und Lernpotenziale. Moderne Trainings- und Coachingmethoden sollten darauf basieren, geschlechtsspezifische Stärken in der Stressbewältigung zu erkennen und das damit verbundene Spezialwissen und Do-how wechselseitig leichter zugänglich zu machen. Praktisch könnte das bedeuten, dass Männer und Frauen Stressbewältigungsteams bilden. Sozialer Austausch, intensive Kommunikation und vor allem gemeinsame Aktivität und damit verbundenes gemeinsames Lernen werden Unterschiede nicht aufheben. Sie können aber dazu beitragen, persönliche Stärken besser zu erkennen und das eigene Bewältigungsrepertoire schrittweise zu erweitern.
Bekannte Stresspräventions-Angebote fokussieren auf das Individuum. Eine neue Sichtweise stellt das Team in den Mittelpunkt. Dabei bleibt es wichtig, etwa durch Entspannungsverfahren, das körperliche Aktivierungsniveau individuell zu kontrollieren. Hinzu kommen Übungen aus dem klassischen Teamtraining. Indem Frauen und Männer lernen, sich als Teil eines Teams zu fühlen. Wenn Sie spüren, wie es ist, von der Gruppe Anerkennung und Zuspruch zu erfahren. Und wenn sie wiederholt erleben, dass man im Mix Ziele schneller und entspannter erreicht, verändert sich nachhaltig das eigene Stressempfinden positiv.
Im Team kämpft es sich besser. Im Team kümmert es sich besser. Im Team verschwindet der Stress leichter. Ein anderer, hinlänglich bekannter wichtiger Befund der Stressforschung.
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