Freitag, 16. August 2019 13:56
Wenn Du in Eile bist, geh‘ langsam, rät Konfuzius. Doch wer berücksichtigt diese alte Weisheit in Zeiten von Smartphone, Prime-Delivery und Nonstop-Flügen rund um den Globus wirklich? Wer es einmal ausprobiert merkt, daß er sich deutlich entspannt und daß mit dieser Entspannung oft nicht nur angenehme Körpergefühle, sondern auch unerwartete Inspirationen auftauchen. Kreative Menschen sind oft begeisterte Menschen, die sich die Zeit und Ruhe nehmen, um auf die innere Stimme zu hören.
Wer der Weisheit Taten folgen lassen will, muß im Grunde nicht viel tun. Weniger ist sogar mehr. Manchmal ist es nicht nur sinnvoll, die Dinge langsam zu tun. Hin und wieder kann es das Beste sein, nichts zu tun. Aus dem Führungsstil des Management by walking around wird so ein Management by laying around. Entspannung führt.
Selbstverständlich kommt es auch hier wie bei so vielem auf die richtige Dosis an. Manchmal ist weniger auch nicht mehr sondern einfach nichts. Die Mischung zwischen Be- und Entschleunigung kennzeichnet sowohl den gesunden Menschen als auch die gesunde Führung. Das richtige Maß an Bewegung, Kommunikation, ja sogar Streß kann über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden. Stress, daß weiß man, macht widerstandsfähig und steigert die Leistungsfähigkeit, solange es zwischen den Stressphasen auch Zeiten der Erholung und Regeneration gibt. Da der Zeitgeist eher dazu drängt, immer mehr immer schneller zu machen, sollte man bei Zeiten an die eigene Erholung denken. Nur wer die Säge schärft, Pausen einlegt und sich erholt, kann den Baum der täglichen Anforderungen effektiv fällen.
Glücklicherweise wächst in der Not bekanntlich auch das Rettende (Hölderlin). Immer mehr Menschen entdecken die Langsamkeit. Sie gönnen sich Aus- und Offline-Zeiten, entspannen und werden kreativ. Langsam, aber sicher kommt dieser Trend dann auch in der Gesellschaft an. Flugscham ist ein Modebegriff. Dahinter verbirgt sich auch die Erkenntnis, daß rücksichtlose Geschwindigkeit die Lebensgrundlage zerstört. Führungskräfte sind Vorbilder und Piloten der Veränderung. Sie sollten stolz und entspannt vorangehen und -liegen. Besser als Scham und Angst ist eine positive Einstellung voller Bahnstolz, Schiffstolz, Geh-, Wander-, Plauder, Lächel-, Liege- und last but not least Entspannungsstolz.
Denn nur wer sich entspannt, führt echt. Intuitiv hat das jeder schon einmal erlebt. Auf der einen Seite gibt es die Führungskräfte, die ihre Autorität aus der Position und der damit verbundenen Macht ziehen. Sie sind häufig eine Belastung für ihre Mitarbeiter, da sie durch Vorschriften und Kontrollen bemüht sind, ihre Macht abzusichern. Sie machen viel und schnell und gehen vielleicht tatsächlich zu den Mitarbeitern, um ihnen über die Schulter zu schauen und sie anzusprechen. Doch dieses Management by walking around ist nicht wirklich produktiv, weil es keinen Austausch auf Augenhöhe gibt und man sich nicht akzeptiert und gewertschätzt, sondern überwacht fühlt.
Dem gegenüber gibt es die natürliche Autorität wie sie Führungskräfte zeigen, die in sich Ruhen. Menschen, die um die eigene und die Kompetenz der Mitarbeiter wissen und sich selbst und anderen vertrauen können. Ihre Stärke liegt tatsächlich in der Ruhe. Konsequenterweise haben diese Chefs auch kein Problem damit vorbildlich in den Ruheraum zu gehen und sich Zeit für eine Atemübung, eine Session in Autogenem Training oder eine Traumreise zu nehmen. Der eine oder andere mag das am Anfang belächeln, doch ihr Lächeln und ihre Ausstrahlung ist echt und charismatisch, weil es aus Einklang mit sich, dem Unternehmen und den Mitarbeitern erwächst.
Entspannungsübungen gibt es wie Sand am Meer. Dort liegt man auch einfach nur rum, genießt, und schöpft neue Energie. Der Manager der Zukunft wird mehr herumliegen. Er wird Management by laying around üben. Und er wird gerade deshalb, sein Team-, Abteilungs- oder Unternehmensschiff begeistern und auf Erfolgskurs bringen.
©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin