Sonntag, 25. August 2019 10:10
Inkubation bedeutet Ausbrüten. Manch eine Lösung für ein schwieriges Problem findet sich, wenn man für einen gewissen Zeitraum entspannt und Ruhe schafft, anstatt hartnäckig an der Lösung zu arbeiten. Diese Methode kann in heiklen Meetings ebenso nützlich sein, wie wenn es darum geht richtungsweisende Lebens- und Karriereentscheidungen zu treffen. Hier ein Beispiel, das das Prinzip und Wirkungsweise verdeutlicht:
Knut und Peter sind Freunde. Sie verstehen sich prima, auch wenn sie eine seltsame Angewohnheit haben. Wenn die beiden im selben Raum sind, dann will Knut unbedingt hinter Peter sitzen und Peter besteht darauf hinter Knut Platz zu nehmen. Gibt es eine Möglichkeit, die den Wünschen der beiden entspricht?
Solche und ähnliche Fragen sind aus der Kreativitätsforschung bekannt. Bei der Versuchsanordnung gibt es üblicherweise zwei Gruppen. Die eine kann beispielsweise durchgehend 10 Minuten an dem Problem arbeiten. Die andere Gruppe hat die Möglichkeit nach fünf Minuten eine kleine Pause einzulegen. In der Antike waren die Pausen sogar noch etwas länger. Bevorzugter Ort dafür waren die Tempel, wo man einen so genannten Tempelschlaf einlegte und mit Hilfe des Unbewußten traumhafte Lösungen suchte. An dieser Stelle genügt eine kurze Ablenkung. Es wird Zeit nach dieser kurzen Inkubation einen zweiten Blick auf Knut und Peter zu werfen…
In den Experimenten zeigt sich statistisch signifikant der Inkubationseffekt in der Form, daß die zweite Gruppe, die eine Pause eingelegt hat, beim neuen Anlauf deutlich häufiger auf die Lösung kommt als jene Gruppe, die ohne Unterbrechung daran gearbeitet hat. Für manche stringenten Zeit-Manager mag das wie Frevel klingen, aber Unterbrechungen sind tatsächlich sehr nützlich für effektive Lösungen. Das Gehirn arbeitet während dieser Auszeit weiter an dem Problem und verblüfft am Schluß mit einer außergewöhnlichen Lösung. (Keine Sorge, wenn sie die Lösung diesmal noch nicht gefunden haben. Sie wird am Schluß dieses Artikels verraten).
Der Effekt kann durch Bewegung noch verstärkt werden. Ideal ist es nach harter Arbeit an einer Fragestellung für ein paar Minuten durch den Park zu spazieren. Ein bewegter Geist in einem bewegten Körper, hätten die alten Griechen vielleicht gesagt.
Wenn man in Meetings nicht vorankommt, lohnt es sich also eine kurze Pause einzulegen, den Raum zu verlassen oder ein paar Dehnübungen einzupflegen. Die Teilnehmer werden danach noch innovativer und mit einer größeren Erfolgswahrscheinlichkeit konstruktiv mitarbeiten.
Der eine oder andere kommt auch in seinem Leben oder auf seinem Berufsweg in eine vermeintliche Sackgasse. Der Ausweg oder die Lösung erscheint zunächst unmöglich. Ratsam ist in dieser Situation eine längere Inkubationszeit, gerne auch ein Sabbatical. Führungskräfte wie Mitarbeiter profitieren von dieser „Unterbrechung“ und kehren danach mit neuer Energie und auch oft mit neuen Energien zurück, die einen unbezahlbaren Innovationsschub für das Unternehmen bedeuten. Ehemalige High-Performer aus der ersten Reihe, laden im Sabbatical ihre Batterien auf, während High-Potentials die Chance haben sich an ihrer Stelle zu beweisen. Für die Organisation und alle Beteiligten kann diese Inkubationszeit eine Art von Renaissance sein, in der Antikes/Altes und Neues sich fruchtbar miteinander verbinden.
Am besten Sie lassen diesen Artikel jetzt einfach ein paar Minuten auf sich wirken. Vielleicht kommt dann ja die Lust auf ein Coaching, einen Workshop oder gleich ein Sabbatical der Innovation begleitet von Peronalentwicklung3000.
Peter und Knut setzen sich im selben Raum immer Rücken an Rücken.
©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin