Von Frust und Früchten: Daddy-Branding

Samstag, 17. März 2012 14:06


In Unternehmen wird in letzter Zeit häufig der Begriff des Employer Brandings verwendet. Der Hintergrund: Die wirklich guten Fach- und Führungskräfte, die so genannten High-Potentials, die durch ihre Kreativität, ihr Wissen und ihr Engagement ein Unternehmen voranbringen, können sich den Arbeitsplatz global aussuchen. Um sie tobt schon seit Jahren ein War for talents, der sich noch verschärfen wird. Um als Unternehmen zu bestehen ist es in Zeiten des Wertewandels hin zu mehr Work-Life-Balance und weniger Stress und Burn-Out extrem wichtig, attraktive Angebote machen zu können. Der neueste Trend lautet „Väter-freundliche“ Unternehmen oder auch „Daddy-Branding“.

Aktuelle Studien belegen, dass gerade Männer mit Kindern besonders viel arbeiten. Der Druck, unter dem sie stehen, ist immens hoch. Hinzu kommt, dass das gesellschaftliche Wertesystem zunehmend Rollenflexibilität von ihnen fordert. Frauen sind aller Orten auf dem Vormarsch. Den Männern droht die Quote. Das heißt bei gleicher Qualifikation wird in Zukunft womöglich eine Frau auf der Karriereleiter an ihnen vorbeiklettern. So gesehen muss der Mann der Zukunft nicht nur extrem leistungsfähig sein, er muss diese Leistungsfähigkeit auch mit dem gesellschaftlichen Anspruch verbinden, in der Vaterrolle höheres Engagement zu zeigen. Der moderne Mann ist ehrgeizig und zielstrebig im Job und einfühlsam und abenteuerlustig auf dem Spielplatz.

Unternehmen haben erkannt, dass mit diesen Anforderungen auch eine Chance verbunden sein kann. Indem Sie den Vätern die Chance geben, diesen Anforderungen gerecht zu werden, positionieren sie sich selbst als zukunftsfähige Arbeitgeber.

Vielleicht wird es schon bald ein Gütesiegel „Väterfreundliches Unternehmen“ geben. Dahinter könnte sich dann ein Audit verbergen, bei dem folgende Elemente überprüft werden:

1.       Väter haben frei von Diskriminierung die Chance Erziehungsurlaub zu nehmen

2.       Im Unternehmen finden Kurse zum Thema Vereinbarkeit von Vatersein und Beruf statt

3.       Das Unternehmen arbeitet mit einem externen Anbieter zusammen, der und Familien-Sozial-Beratung anbietet

4.       Im Unternehmen finden regelmäßig Informationsveranstaltungen zum Thema Work-Daddy-Balance statt

5.       Das Unternehmen organisiert Events, die die Familien der Mitarbeiter einladen

6.       Es gibt stützende Rückkehrgespräche (Coachings) für Väter die aus der Elternzeit kommen

7.       Die Personalabteilung steht in Informationsaustausch mit Institutionen, die sich um die Rechte von Vätern kümmern

Wie bei so vielen Zertifizierungen sind sie aber das Geld nicht wert, das die Auditoren für die Taxifahrt ausgeben, wenn das Label, das sie bieten, nicht mit Inhalten verbunden wird, die in der Unternehmenskultur verankert und gelebt werden.

Kultur ist etwas, das die Menschen im täglichen Kontakt, immer wieder neu schaffen und bewahren. Kleinigkeiten und vermeintliche Oberflächlichkeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Was ist die erste Reaktion, wenn eine Führungskraft sagt, sie möchte sich die nächsten Monate mit der Entwicklung des Babys beschäftigen. Erstaunen und Kritik, mithin die erste kognitiv ungefilterte Reaktion, ist hier entscheidend. Zeigt sich spontan Anerkennung oder doch eher Sorge?

Kultur vollzieht sich auch in Automatismen, die sich über einen langen Zeitraum eingeschliffen haben. Veränderungen werden naturgemäß mit Argwohn betrachtet. Gerade deshalb ist es wichtig, dass bewusste zielorientierte Veränderungen eines Wertesystems von den Mächtigen gedeckt werden. Am Ende sind es immer die Personen an der Spitze, die durch ihr Vorbild und ihre Machtposition sagen: So wollen wir das. Auch hier gilt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

In einem väterfreundlichen Unternehmen wissen die Führungskräfte, männliche wie weibliche, um die Möglichkeiten, den Mitarbeiter bei der Bewältigung unterschiedlicher Rollenanforderungen konstruktiv zu begleiten. Sie sind geschult, in der Entwicklung von Work-Life-Balance für sich ihr Team. Einerseits teilen sie das entsprechende Wertesystem und andererseits sind sie pragmatisch und wissen, dass nur zufriedene Mitarbeiter 100% geben und im Unternehmen bleiben.

Der tatsächliche Wandel vollzieht sich dann in einem Wechsel von Begeisterung, Frust, Hartnäckigkeit, kleinen Fortschritten, Durchbruch, Routine, positivem Vergessen (die Automatismen greifen!) und Ernten der neuen Früchte.

Wer in Zukunft die Besten Mitarbeiter ernten will, sollte jetzt in eine väterfreundliche Unternehmenskultur investieren. Daddy-Branding heißt Gutes für Väter tun und darüber reden/Marketing betreiben.

Ein möglicher Ansprechpartner für Trainings, Coachings, Informationsveranstaltungen ist Personalentwicklung3000 in Kooperation mit dem Väterzentrum Berlin.

©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin