Dienstag, 10. Juli 2012 15:37
Führungskräfte ohne Visionen sind wieder gesellschaftsfähig. Galt es lange Zeit als Must Have, ein grandioses Bild der Unternehmenszukunft als Basis der Mitarbeitermotivation zu fabrizieren, kehrt nun allmählich wieder Nüchternheit in die Chefetagen ein. Anekdotenwein aus der Antike, stiehlt den flotten Sprüchen a la St. Exupéry die Schau. Hier eine Kostprobe…
Die folgende Fabel geht auf den Urvater dieser Erzählform, Aesop, zurück.
Eine Sennerin trug den vollen Milchkübel gerne auf den Kopf, wenn Sie auf den Markt ins Dorf ging.
Eines schönen Tages war sie wieder mit ihrer Ware unterwegs. Die Sonne schien und sie kam ins Träumen:
„Wenn ich die Milch verkaufe, kann ich mir davon Eier kaufen. Die Henne auf unserem Hof kann sie ausbrüten und wenn Küken schlüpfen, kann ich diese auf dem Markt gegen ein Ferkel eintauschen. Ziehe ich es groß, kann ich das fette Schwein eines Tages für einen Batzen Geld an den Bauern verkaufen und mir so ein wunderschönes Kleid kaufen. Ach wie wundervoll wird es an mir aussehen, aus feinster Seide mit schimmernden kostbaren Knöpfen aus Silber, ach…“
Und wie so vor sich hinträumte und sich bereits stolz in dem Kleid über den Dorfplatz wandeln sah, warf sie unbewusst ihren Kopf zurück und der Milchkübel geriet ins Wanken und fiel herunter. Die Milch versickerte im Grün der Wiese.
Der Traum vom Kleid war (zunächst) ausgeträumt.
Und die Moral von der Geschicht‘? Bedeutet das nun automatisch, dass die Pessimisten und Zyniker wieder die Oberhand gewinnen?
Mit Vision und Pragmatik ist es wie mit so vielem im Leben. Auf die Mischung kommt es an. Mit der nötigen Portion Respekt können sie vielleicht sogar ein erfolgreiches Team bilden. Die berühmte Disney-Methode liefert den Rahmen für Synergien. Hier nur eine kurze Skizze. Wer sich näher dafür interessiert mag in der einschlägigen Literatur nachschlagen.
Entwickeln Sie als erstes lustvoll Visionen. Der Realitätssinn kann Urlaub machen. Begeistern Sie sich an Ihrer Vision.
Als nächstes sind die Pragmatiker und Macher gefragt. Die klassische Führungskraft kann sich austoben, Aufgaben verteilen, Pläne schmieden, Kontrollzyklen festlegen. Jetzt geht es ans Eingemachte: Machen. Tun. Melken.
Wenn der Adrenalin und Endorphinpegel so richtig hoch ist, (und die Milch schon Wellen schlägt), überlassen Sie dem Kritiker die Bühne. Er darf nun frei Improvisieren, was alles nicht funktionieren kann. Killerphrasen mit scharfer Argumentenmunition sind herzlich willkommen. Dem Schwachsinn soll der Garaus gemacht werden.
Eventuell haben Sie Glück und von all den tollen Ideen bleibt etwas übrig. Dieser Rest nun ist Gold , pardon Milch, wert. Es scheint, als verberge sich hinter all dem irrationalen Schmutz ein Juwel, das zu schleifen sich lohnt.
Fazit und der Weisheit (vorerst) letzter Schluss: Ein Visionär allein macht noch keinen Unternehmensfrühling. Mit der richtigen Dosis Kritik und einen gehörigen Schuss Pragmatismus erleben sie aber doch noch einen goldenen Herbst und eine Ernte, die die Sennerin in Ihnen zum Tanzen bringt.
Übrigens: Es ist Ferienzeit. Träumen Sie. Wann, wenn nicht jetzt!
Trainings und Coachings in der richtigen Mischung gibt es für Visionäre, Kritiker und Macher, Führungskräfte eben, bei uns.
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