Freitag, 10. September 2021 12:31
Assessment-Center und Potenzialanalysen bieten eine hervorragende Möglichkeiten, um die Stärken und Schwächen von Kandidaten zu erkennen, vorausgesetzt sie orientieren sich an der Realität der zukünftigen beruflichen Situation. Ein Faktor, auf den man in Politik und Wirtschaftsleben immer treffen wird, ist Wettbewerb. Effektive Auswahlverfahren loten die Fähigkeiten der Bewerber auch in diesem Bereich aus. Sie laden ein zu einem Triell und mehr.
Das Format ist aus dem jüngsten Wahlkampf bestens bekannt. Die drei Bewerber für die Nachfolge von Angela Merkel stehen den Journalisten live und in Farbe Rede und Antwort. Sie haben aber nicht nur die Möglichkeit, Fragen zu beantworten, das Format lädt sie auch dazu ein, ihren Gegnern Paroli zu bieten. Es kommt zu einem "Schlagabtausch" der Argumente. Die Teilnehmer sollen sich wechselseitig widersprechen, Fehler in der Argumentation des anderen aufzeigen und ihre Gegner aus dem rhetorischen Gleichgewicht bringen.
Die Idee Kandidaten direkt gegeneinander antreten zu lassen hat nicht nur Charme, sie spiegelt auch sehr schön die zukünftigen Herausforderungen von Führungskräften wider. Wenn es ein zentrales Merkmal großer Führungskräfte gibt, dann die Fähigkeit, Widerständen zu begegnen und ihre Position gegen diese Durchzusetzen.
Leider hat das klassische Assessment-Center diesem Faktor bisher zu wenig Rechnung getragen. Sicher gibt es landauf landab Gruppendiskussionen, in denen man seine Meinung vertreten soll. Oft genug steht aber die realitätsferne Kooperationsfähigkeit dabei im Mittelpunkt. So sieht man nicht selten die Wölfe im Schafspelz wie sie ihre Konkurrenten bestätigen, brav Feedback geben und bemüht sind, Fronten zu glätten und Gegensätze kompromißbereit zu verbinden. Wer auf seiner Meinung beharrt, gilt hier schnell als sozial inkompetenter Sturkopf. Kluge Kandidaten von heute habe die Lektion längst gelernt und wissen, wie man als sozialer Weichspüler mit weißer Weste und erstklassigen Bewertungen aus diesem Rennen hervorgeht.
In Wirklichkeit sind Konfliktlösungen oft nicht so spielerisch zu erzielen. Im Geschäftsleben ist die zweite Variante des Konfliktmanagements häufig die dominierende: Trennung. Wie im Triell kann es bei vielen Entscheidungen nur einen geben. Im Fußball spricht man von „gesunder Härte“, wenn Spieler sich engagieren und das Risiko einer Verletzung nicht scheuen. "Gesunde Härte" ist auch außerhalb des Spielfelds ab und zu gefragt. Eine emotional kompetente Führungskraft ist in erster Linie flexibel. Sie kann wählen zwischen den Ellenbogen der Opposition und dem Kuschelkurs einer großen Koalition. Sie gehört auf alle Fälle in ein prognostisch wertvolles Assessment-Center.
Praktisch bedeutet das, daß man seine Potenzialanalyse ergänzt. Gruppendiskussion, Postkorb, Präsentation, Motivationsgespräch und so weiter (in Präsenz, online und hybrid) sind nach wie vor wichtig, doch auf den Wettkampf mit harten Bandagen sollte man nicht verzichten, wenn es darum geht, die Leistungsfähigsten auszuwählen.
Tatsächlich sind Wettbewerb und Kooperationsfähigkeit zwei Seiten der einen Medaille Erfolg. Ein gutes Team zeichnet sich dadurch aus, daß auch Querdenker eine Chance bekommen, sich einzubringen. Vielfalt korreliert mit außergewöhnlich guten und kreativen Ergebnissen. Damit das Team oder der einzelne optimal arbeitet, ist es aber außerordentlich hilfreich, wenn es einen Rivalen gibt, den man unbedingt besiegen will. Norman Triplett hat das in seinem Studien zur Leistungssteigerung schon im 19. Jahrhundert verdeutlicht. Radfahrer sind schneller, wenn sie nicht nur gegen die Uhr, sondern gegen andere Radler antreten. Die Amerikaner sind deshalb so schnell auf den Mond gekommen, weil sie die Russen mit ihrem Sputnik unbedingt überholen wollten.
Es ist somit unverzichtbar, Übungen zu kreieren, in denen die Kandidaten gegeneinander antreten und die Chance bekommen, sich gegen andere durchzusetzen. Im Wirtschafts- und Berufsleben wird diese Herausforderung mindestens so häufig auftreten wie die Vorteile der Kooperation und des Teamgedankens.
Wer hat ihnen im ersten Triell von Berbock, Laschet und Scholz am besten gefallen? Es war vermutlich der Kandidat, der klare Kante gezeigt hat, der sich gegen Angriffe erfolgreich verteidigt hat und Nadelspitzen setzen konnte, ohne dabei überaggressiv zu wirken. Eindeutig ein Mann oder eine Frau, die von sich glaubte, besser zu sein als die anderen und sich traute, das auch zu zeigen.
Personalentwicklung3000 zeigt ihnen mit maßgeschneiderten Assessment-Centern und Potenzialanalysen wer das Zeug hat ihr nächster Kanzler/in der Herzen und der Mitarbeiterinnen zu werden.
©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin