Frohes Altes 2009!

Donnerstag, 01. Januar 2009 16:03

 

Ein Gespenst spukt mit dem neuen Jahr 2009 durch die deutschen Unternehmen. Es nennt sich demographischer Wandel. Der Altersschnitt in deutschen Unternehmen wird kräftig steigen. Den Personalverantwortlichen ist klar, dass sich der Trend nicht aufhalten lässt, doch wie begegnet man der Herausforderung?

Eine Initiative des Berliner Sentats, zukunft im zentrum Gmbh, versuchte mit einer Online-Untersuchung Licht ins Dunkel zu bringen.

Insgesamt 4480 Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen, angefangen bei der verarbeitenden Industrie bis hin zum Hotel- und Gaststättengewerbe wurden angeschrieben, um herauszufinden, was erwarten die Unternehmen von den Veränderungen, wie präparieren sie sich und in welchen Bereichen besteht Informationsbedarf.

Erstaunlich - über die Hälfte der Befragten erkennt keinen Handlungsbedarf. Vielerorts klappt es, die High Potentials direkt an den Universitäten zu rekrutieren. Immerhin spürt schon die Hälfte der Unternehmen den Fachkräftemangel.  Niedrige Geburtsraten und Absolventenraten gehen Hand in Hand mit einer mangelnder Bereitschaft zur internen Globalisierung. Längst nicht alle Unternehmen bemühen sind um die Integrtion von Fachkräfte aus nichteuropäischen Staaten.

Eine Lösungsstrategie wäre eine Investition in die Weiterbildung der "Alten", doch nur ein Drittel der Firmen erkennt hierin einen Weg. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Erneut ist es die Einstellung, die eine Anpassung blockiert.

Gleiches gilt für flexible Karrierewege. Wer einmal eine Fachkarriere gewählt hat, taugt trotz gewachsener Lebenserfahrung nicht für eine Führungsposition. Versteckt sich hier vielleicht, die Idee des charismatischen Führers, der sein Talent bereits in die Wiege gelegt bekam? Führungstherorien belegen, dass Persönlichkeitsfaktoren und situative Bedingungen für den erfolgreichen beruflichen Einsatz zusammenwirken. Intuitiv, und leider falsch, glaubt man aber gern, das Führungsqualität angeboren ist, außerdem natürlich männlich…und vielleicht sogar mindestens 1.85 cm groß…am besten natürlich…deutsch….?

15 - 19% der Unternehmen versuchen den Anforderungen durch die Gestaltung der Umwelt in Form von gesunden Arbeitsplätzen und Maßnahmen der Gesundheitsförderung zu begegnen. Jugend im Sinne von Kreativität und Leistungsbereitschaft wird immer weniger an Lebensjahren gemessen. Wichtiger ist das mentale Alter eines Menschen, das sich durch Trainingsmaßnahmen positiv beeinflussen lässt. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Investitionen in Kurse wie Stress- und Selbstmanagement, Gedächtnistraining oder Kreativität sich doch auszahlen können.

Die Untersuchung belegt alles in allem großen Informationsbedarf. Zwei Drittel der Unternehmen wünschen sich besser informiert zu werden. An dieser Stelle darf ich die Verantwortung an die Unternehmen zurückgeben. Schon heute gibt es Informationen darüber, wie sich der demographische Wandel vollziehen wird. Eine gute Übersicht bietet die Homepage des Bundesministeriums des Inneren.  Es ist u.a. bekannt, dass im Jahre 2014 jeder vierte Beschäftigte in der Bundesrepublik über 50 Jahre alt sein wird. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln.

Unternehmen brauchen „Demographie-Beauftragte“. Diese Forderung mag plakativ wirken. Wichtig ist, dass die älteren Mitarbeiter im Unternehmen eine Lobby bekommen. Einstellungsveränderung vollzieht sich auch durch ein bewusstes und in Teilen offensives Marketing des Anliegens. Es ist die Aufgabe dieser Menschen dann entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Diese können wie in organisationellen Veränderungen üblich auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Die Kultur des Unternehmens muss altersflexibel sein. Alter an sich bedarf eines Reframings, einer Neudefinition, die sich am praktischen Nutzen orientiert. Die Stärken und Chancen können die Risiken überwiegen. Dazu sollte man sie in den Fokus nehmen.

In der Folge kann das Umfeld des Unternehmens, seine Struktur und seine Prozesse neu und effizienter abgestimmt werden. Der Veränderungsprozess wird auch die Abteilungen und Teams erreichen, in denen Trainings eine perfekte Integration der Ressourcen älterer Mitarbeiter vorbereiten. Auch auf der individuellen Ebene ist Personalentwicklung erforderlich. Das Selbstbild der jungen Alten wird den neuen Herausforderungen gewachsen sein. Gezieltes Coaching von Best-Agern in Kombination mit einem internen Newplacement könnten hier die Schlagworte für die Zukunft sein.

Menschen neigen eher nicht zu strategischem Denken. Vieles wird dem Zufall überlassen, solange der Schuh nicht wirklich schmerzhaft drückt. Auch in Bezug auf den demographischen Wandel kann man noch warten und die Hände in den Schoß legen. Sicherer erscheint es, sich heute mit dem Morgen auseinander zu setzen und lösungsorientiert zu planen.

Im Spätmittelalter entdeckte man in Europa die Antike wieder. Eine beispiellose Renaissance in Wissenschaft und Kultur hatte diese Rückbesinnung auf alte Werte zur Folge. In den Unternehmen ist es Zeit, den demographischen Erfolg vorzubereiten. Damit daraus eine Art innovativer "Firmentempel" werden kann (s. Abb.), bedarf es der genannten Fundamente und Säulen.



2009 ist ein junges Jahr. Es könnte für Sie und Ihr Unternehmen das erste Jahr der „Alten“ werden. Ich wünsche ein frohes Neues Altes Jahr 2009.

Nehmen Sie gerne Kontakt auf, wenn Sie weitere Unterstützung in der Vorbereitung des demographischen Wandels aus Sicht der Personalentwicklung wünschen.

©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin