Der Manager als Vater

Montag, 07. September 2009 19:22

 

Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin, Manuela Schweig, überraschte vor kurzem auf einer Podiumsdiskussion mit einer provokanten Aussage zum Thema Weiterbildung in Betrieben. Die Familienexpertin ist der der Auffassung, dass so manchem Manager eine ausgedehnte Elternzeit mehr bringen würde als betriebliche Weiterbildung. Was könnte die SPD-Politikerin wohl damit meinen?

Kann man beim Windeln etwas über Menschenführung lernen? Hilft der Bau von Sandtörtchen auf dem Spielplatz, die Zukunft des Unternehmens zu sichern? Welchen Nutzen für die Innovation hat es, nachts um 3 Milch anzuwärmen?

Unbestritten ist, dass Männer/Manager, die sich der Vaterrolle stellen auf strukturelle und kulturelle Herausforderungen stoßen. Oft ist es nicht möglich, sich gänzlich von dem betrieblichen Pflichten zu verabschieden. Das Handy und der Blackberry bleiben auf Empfang. In engen Zeitnischen wird eine schwierige Koordination noch schwieriger. Hinzu kommt, dass Frauen oft kein Vertrauen in die Erziehungskompetenzen ihrer Männer haben. Vertrauen aber, so ein Grundtenor der Managementliteratur der der letzten Jahre, ist das Fundament für erfolgreiche Mitarbeiterführung. Sie senkt den Kontrollbedarf, stärkt die Kompetenz der Mitarbeiter und steigert die Motivation. Väter, die sich für ein paar Monate aus dem Betrieb verabschieden, begeben sich genau genommen also in neues, hoch komplexes Arbeitsfeld. Management-Kompetenz ist gefragt.

Trotz dieser Verwandtschaft wird natürlich darüber hinaus eine Perspektivenübernahme gefördert. Man(n) lernt die Welt aus einem anderen Blickwinkel kennen. Von Young Professionals verlangt man heutzutage, dass sie erste berufliche Erfahrungen in einer anderen Kultur vorweisen können. Interkulturelle Kompetenz der besonderen Art lässt sich aber auch als Mann unter Müttern erwerben, von dem „Lost in Translation“-Problem des Dadada ganz zu schweigen. Vätermonate sind Reisen in eine andere Welt. Voller Fremde, Inspiration und Frustration.

Vielleicht spielt die Ministerin auch auf diesen Punkt an. Was kann die Frustrationstoleranz besser stählen als die Wochen mit einem Säugling, der Blähungen hat! Psychologen verstehen unter dem Begriff „Frustrationstoleranz“ das Vermögen, widrige Umstände motiviert zu ertragen, also nicht in Verzweiflung und Passivität zu verfallen, sondern trotz permanenter Krise, optimistisch und handlungsorientiert zu bleiben.

Fassen wir also kurz zusammen. Der Manager in Elternzeit lernt sich optimal organisieren, fremde Lebenswelten interkulturell zu würdigen und trotz Widerständen handlungsfähig zu bleiben. Vor diesem Hintergrund hat die Familienexpertin sicher Recht: Dies ist mehr als so manche Weiterbildung zu bieten vermag.

Informationen über Väter-Coachings und Elternzeit-Preparation-Kurse (Stressmanagement, Zeitmanagement, Konfliktmanagement etc.) gibt’s hier. Wer sich vorab über die Möglichkeiten in Vaterzeit zu gehen informieren will, kann dies an dieser Stelle tun. Eine Kombination von Elternzeit und Führungscoaching könnte ein optimaler Weg sein, sozusagen Weiterbildung in Elternzeit, und Familienministerin und Personalentwickler befriedigen. Wer allerdings glaubt, er könnte der Krise so entkommen, dürfte sich wundern.

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