Personal Tango

Sonntag, 06. Dezember 2009 15:57

 

Sich wiederholende Schlagzeigen zum erhöhten Stressniveau in deutschen Unternehmen treiben die Personalmanager dazu, neue Ansätze des Stressmanagements zu prüfen. Aus Kolumbien über die Goethe-Universität deutet sich nun ein neuer, höchst effektiver und zugleich lustvoller Ansatz an: Personal-Tango. Die motivationssteigernde und konklikt-lösendende Tanzstunde in der Mittagspause oder bei der After-Work-Party.

Das Tanzen entspannt ist nicht wirklich neu. Erstaunlich ist allerdings, dass dieser bekannte Effekt bisher wenig Eingang in herkömmliche Verfahren des Stressmanagements gefunden hat. Liegt es vielleicht an der bisher noch mangelnden wissenschaftlichen Fundierung dieser möglichen Methode? Die Kolumbinanerin Cynthia Quiroga Murcia schließt die mögliche Lücke in der Argumentation nun elegant mit ihrer Doktorarbeit.

In ihrer Untersuchung entnahm sie den Probantenpaaren Speichelproben vor und nach dem Tango. Mit Hilfe eines Fragebogens konnten die Teilnehmer Auskunft über die möglichen Ursachen der hormonellen sowie der damit verbundenen emotionalen Veränderung geben. Die Untersuchung bestätigt: Tango senkt das Stresshormon Cortisol und steigert die Konzentration des Sexualhormons Testosteron im Speichel. Die möglichen Ursachen für diese Veränderung können in der Musik, dem Körperkontakt oder der Bewegung liegen. Eine getrennte Untersuchung der verschiedenen Einflussfaktoren in unterschiedlichen Kombinationen förderte zu Tage, dass in erster Linie die Musik das Stresshormon Cortisol senkt. Für die Ausschüttung des stimulierenden Testosteron sind Bewegung und Körperkontakt verantwortlich.

Was in der Paartherapie bereits zum Einsatz kommt, kann eventuell auch im Unternehmen hilfreich sein. Aus amerikanischen Musicals kennt man Szenen, in denen ganze Dörfer zu Tanzensembles mutieren und wie eine Gestalt aus zahllosen Körpern im Rhythmus miteinander kommunizieren. Warum nicht dagegen im Unternehmen eine Plattform dafür schaffen? Die Motivation und Fittness der Mitarbeiter könnte sich dramatisch verbessern. Die Kommunikation zugleich zielgerichtet und innovativer werden.

Noch einen Schritt weiter gedacht…was spricht dagegen, diese Methode aus der Paarberatung auch im Konfliktmanagement zu verwenden. Wenn Menschen miteinander tanzen, entspannen sie sich, sie entwickeln positive Emotionen und damit verbunden Ideen mit vorhandenen Konflikten spielerisch und experimentell umzugehen. Hinzu kommt, dass viele Konflikte sich wie Tänze präsentieren. Das leise Entgegenkommen der einen Seite, beantwortet die andere mit verletzter Zurückweisung, was die Erstere wiederum in ihrer prinzipiellen Vorsicht bestätigt und Letztere darin bestärkt, dass es sich doch nur um eine Täuschung gehandelt hat. Der Tango nutzt die Rückbezüglichkeit eines Konfliktes, stellt sie in einen neuen unterhaltsamen Zusammenhang und schafft auf unbewusste Weise eine neue freudvolle Basis für ein Miteinander auf höherem Niveau.

Der wissenschaftliche Beweis für den positiven psychobiologischen Nutzen des Tangos ist erbracht. Nun gilt es das Stressmanagement im Unternehmen zu befreien. Nicht jedem liegt das Autogene Training oder der rationale Problemlöseansatz. Tanzen verspricht tiefverwurzelte Blockaden zu entkrampfen. Es mag ein erster Schritt sein hin zu einem gemeinsamen Tanz des Erfolges. Coach und „Tanzlehrer“ gibt’s hier. Termine für den Tanz der EU-Stresshormone ebenso. Let's Dance!

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