Montag, 26. Juli 2010 14:32
Der weltberühmte Fotograf Helmut Newton hatte 1970 Grippe, was dazu führte, dass er einen Auftrag hätte absagen müssen. Er fand aber eine andere Lösung, die uns heute sehr viel über Talent Management sagen kann.
Helmut Newton war niemand, der ein gutes Honorar einfach in den Wind schlug. Er hatte diesen Auftrag gewonnen und er wollte sehr gerne das entsprechende Honorar einfahren. Helmut Newton bewies Geschäftssinn und ein Gespür für Talente. Kurz entschlossen zeigte er seiner Ehefrau June, wie man mit einer Kamera umgeht und was ein Belichtungsmesser ist. Diese Einarbeitung konnte unter den genannten Bedingungen nicht besonders intensiv sein.
Ausgestattet mit dem guten Namen ihres Mannes und den Basics über Fotografie machte sich June Newton auf den Weg. Sie hatte keine Ausbildung als Fotografin und auch keine Erfahrung in der Werbefotografie. Was sie hatte war Talent und das Vertrauen ihres Mentors.
Sie absolvierte die ihr gestellte Aufgabe mit Bravour und schoss für die Zigarettenmarke Gitanes Werbefotos die ohne Bedenken akzeptiert wurden. Eine neue Karriere hatte für sie begonnen. Unter dem Pseudonym Alice Springs machte sie sich schnell einen eigenen Namen in der Branche. 1974 landete sie mit einem Foto auf dem Cover der französischen Elle. Das Museum für Fotografie in Berlin widmet ihr gerade eine Ausstellung.
Unternehmen und auch einzelne Menschen investieren viel in teure Weiterbildungen. Am Ende erhält man ein Zertifikat, das einem versichert, dass man das und das ist. Gewiss wird in vielen Fällen noch eine so genannte Prüfung vorgeschalten, die dann zweifelsfrei dokumentiert, dass man über ein bestimmtes Wissen und Do-how verfügt. Tatsächlich sind viele Weiter- und Fortbildungen eine Farce, denn sie werden von drittklassigen Dozenten gehalten, die eben Dozenten sind, weil sie als Praktiker keinen Erfolg hatten. Entsprechend werden in Präsentationen Ausschnitte von Büchern zum Besten gegeben und ein Frage und Antwort-Spiel zwischen Lehrern und Teilnehmern in Gang gebracht, das Austausch und Lernproprozesse suggeriert.
„Lernen“ an sich ist ein höchst schwammiger Begriff, hinter dem sich alles und nichts verbergen kann. Somit öffnet er Tor und Tür für zwielichtige Institute und Zertifikatsaussteller a la Wizzard of OZ. Sie erinnern sich an die berühmte Szene aus dem Märchen? Löwe, Zinnmann und Vogelscheuche sprechen beim Zauberer vor, weil sie sich bestimmte Eigenschaften wie Mut, Verstand oder ein echtes Herz ersehnen. Dabei haben sie all das längst in sich, sie brauchen einfach noch einmal jemanden, der sie ihrer eigenen Stärke versichert und ihnen durch ein Schreiben die Garantie gibt, das sie sind, was sie sind. Die entsprechende Szene als medialen Lernanreiz finden sie hier.
Ein guter Lehrer und eine gute Führungskraft weiß um die Talente von Studenten und Mitarbeitern. Das entscheidende, was sie tun, um diese Talente zur Geltung zu bringen, ist zu sagen: Tu es!
Nun gut, hin und wieder geht ein nützlicher Mentor noch einen Schritt weiter. Neben der Ebene der Motivation existiert auch ein Wissensbereich, der zur Transferquelle werden kann. Hierbei kommt dem Mentee idealerweise das gereifte Expertenwissen des Mentors zu Gute. Tatsächlich verfügt ein echter Experte über Makrowissen. Er kennt die Strukturen und kritischen Punkte seines Metiers und kann aus einer übergeordneten Position heraus, strategisch richtige Entscheidungen treffen, wie sie aufgrund von reinen, quantitativ überlegenem Fachwissen und hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit heraus nicht möglich wären. Der hilfsbereite Mentor weiß also genau, welches Wissen erfolgskritisch ist und kann seinem Schützling ähnlich dem Pareto-Prinzip empfehlen, wie er mit minimalem Aufwand optimale Ergebnisse erzielt.
Wenn Sie sehr schnell etwas lernen wollen, nutzen Sie also die Mentoren-Methode mit folgenden Etappen: Werden Sie sich klar, worin Sie eine Meisterin werden wollen. Suchen Sie sich den besten Mentor, den Sie finden können. Achten Sie und fragen Sie nach fachlichen Schlüsselqualifikationen. Übernehmen Sie möglichst schnell ein eigenes Projekt (dabei denken Sie bitte gleich BIG, denn Sie werden mit den Aufgaben wachsen!). Nutzen Sie die Erfahrungen, die sie machen, um Ihr eigenes Label, Ihren eigenen Stil, zu finden.
In dem anfangs genannten Beispiel kommt hinzu, dass die Umwelt annimmt, dass es sich um den großen Fotografen Newton handelt und entsprechend auf June reagiert. Geben Sie der Welt eine Chance, großes von Ihnen zu denken. Tun sie es einfach! Sie kennen keinen passenden Mentor? Don't worry, read happy! Das nötige Basiswissen dafür können sie sich jederzeit anlesen. Wenn Ihnen noch etwas Mut fehlt, nehmen Sie sich einen (guten) Zauberer, pardon, ich meine Coach.
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