Sonntag, 05. September 2010 10:53
Wer kennt sie nicht, die markigen Sprüche, die einem suggerieren, dass Manager hart gesottene Kerle sind, die mit eisernem Besen für Ordnung und Profit sorgen. Im Wort Manager steckt ja auch das Wort Mann und Männlichkeit wird noch immer gern mit Handlungsorientierung und dem Unterdrücken von Gefühlen (=Coolness) verbunden. Die so genannte „Emotionale Intelligenz“ fristet eher ein Schattendasein.
Nicht zuletzt dieses Weltbild trägt regelmäßig zum Scheitern von Projekten bei. Bekanntlich sind die entscheidenden Komponenten eines Projekts Zeit, Kosten und Menschen. Mit den ersten beiden Teilen kann man rechnen, der Mensch aber lässt sich nicht immer konkret erfassen. Das bekannte Eisbergmodell verdeutlicht, dass ein Großteil der Motivation unbewusst ist. Menschen, die sich wegen Fakten in die Haare bekommen, tragen auf diese Art und Weise nicht selten einen verborgenen Konklikt aus, dessen Wurzeln weit über das Projekt hinausgehen. Wenn man jemanden nicht „riechen“ kann oder einem schon die Art und Weise wie jemand spricht, stört, so hat dies oft Ursachen, die in der persönlichen Geschichte der Betroffenen zu suchen sind. Sie wirken sich aktuell aus, doch ihre Bearbeitung ist aufgrund von Zeit und Kosten aktuell leider nicht möglich.
Oft hilft es, diese Probleme einfach unter den Teppich zu kehren. Die Konsequenzen eines solchen Verhaltens sind eben nicht unmittelbar ersichtlich. Sie zeigen sich dann in Fehlern und Missverständnissen, weil jemand nicht gewagt hat, seine Bedenken rechtzeitig mitzuteilen, weil jemand Informationen nicht mit anderen geteilt hat oder weil jemand, lieber Dienst nach Vorschrift gemacht hat und seine Arbeit nicht im Interesse des Projektes und des Teams persönlich nehmen wollte, mithin das Quentchen Motivation, das oft erforderlich ist, um Spitzenleistungen zu ermöglichen, vermissen ließ.
Projekte brauchen Persönlichkeiten, Menschen, die sich mit dem, was sie tun, identifizieren. Eine Sache wird dann richtig gut, wenn Sie mit Herz, Hand und Verstand ausgeführt wurde, den 3 entscheidenden Komponenten von erfolgreichen Veränderungsprozessen und Projekten im Allgemeinen. Es reicht eben nicht aus, wenn jemand einsieht, dass es wichtig ist, das Projekt erfolgreich zu beenden, weil das Umsatz bedeutet. Es reicht auch nicht aus, wenn er genau weiß, wie diese Veränderung praktisch, technisch durchgeführt werden soll. Ein Projekt verlangt Menschen, die mit Lust daran arbeiten, die es wollen, von Herzen wollen.
Zu Beginn eines jeden erfolgreichen Projektes bedarf es deshalb der Selbstöffnung der Teilnehmer. Jeder muss offen sagen, was er kann und was er will. Offenheit ist die Basis für ein menschliches Miteinander, doch Offenheit ist nur in einer Atmosphäre wechselseitiger Akezptanz und Empathie möglich. Hartnäckige Zielorientierung wirkt paradoxerweise der Verwirklichung dieser Werte entgegen. Paradox deshalb, weil das Ziel durch die radikale Zielverfolgung gefährdet wird. Wirklich zielführend wäre es, zunächst das Ziel bei Seite zu stellen und die Bedürfnisse der beteiligten Menschen zu erfragen und einzubinden, um danach mit emotionaler Energie an die Zielverfolgung zu gehen. Das Zen des erfolgreichen Managements ist paradox.
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich wie bereits angedeutet ein Managerbild, dessen zentrale Komponente emotionale Kälte oder Neudeutsch „Coolness“ ist. Der Zeitgeist scheint sich nun aber zu verändern (vgl. Tagesspiegel 04.09.2010). Glaubt man Veröffentlichungen im Bereich der Medien- und Kulturforschung so werden die Idole der Menschen wieder authentisch. Eine Abkehr von der Coolness deutet sich an. Wo noch Narzissmus, Distanz und Hedonismus als zentrale Bestandteile der Coolness regieren drängen Empathie, Akzeptanz und Echtheit ins Bewusstsein der Menschen. „Cool“ ist heute, wer nicht mehr cool ist. Als beliebtes Beispiel der Medienforschung dient der neue James Bond, ein Held der sich neuerdings zu inneren Konflikten bekennt und nach Beziehung und Austausch mit anderen Menschen strebt.
Ein vorgezeichneter Weg geht von der emotionalen Kälte über die Empathie zum Mitleid, der Königsdisziplin des neuen Managements.
Mitleid klingt zunächst nicht nach einer Lösung. Wer mit-leidet, engagiert sich ja nicht für eine Lösung. Tatsächlich ist im Buddhismus Mitleid die zentrale Tugend, auf der alles menschliches Handeln basieren sollte. Und auch im Christentum kommt dem Mitleid große Bedeutung zu. Die Begegnung in Offenheit, mit der Bekenntnis zu Unvollkommenheit und eigenen Fehlern, ermöglicht den Menschen, sich ganz zu fühlen, Gemeinschaft, Team, zu erleben und mit Herzen mitzuarbeiten. Ohne Mitleid kein gemeinsamer Erfolg, so könnte das Credo des neuen Projektmanagements lauten.
Achten Sie als Führungskraft auf die Schwierigkeiten Ihrer Mitarbeiter. Hören Sie zu. Suchen Sie nach gemeinsamen Lösungen. Bevor Sie sich auf die Lösung oder das Ziel fokussieren, wertschätzen Sie den ganzen Menschen und Sie garantieren ganze Motivation.
Coachings mit Leid und Freude, die zu Erfolg führen, gibt’s hier.
©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin