Donnerstag, 02. Dezember 2010 11:35
Fühlen Sie sich „wie ausgebrannt“? Sind Sie privat und beruflich überfordert? Spüren Sie wie schleichend eine innere Distanz zu den Menschen in Ihrem Umfeld eintritt? Wenn ja, dann passt das griffige Label „Burn-Out“ auf Sie. Doch Vorsicht mit der schnellen Schublade...
Tatsächlich ist der Begriff "Burn-Out" undifferenziert. Seine Inhalte treffen irgendwann auf fast jeden zu. Zielgerichtete Intervention verlangt aber stets nach einer präzisen Diagnose. Wenn Sie sich leer und kraftlos fühlen, so ist dies zu allererst eine Aufforderung zur professionellen Diagnostik.
Wie stark sind die Einschränkungen? Wie lange dauert die Belastung an? Exakte Diagnostik ergibt sich aus der Beobachtung einer Reihe von obligatorischen Einzelsymptomen über einen bestimmten Zeitraum. Für den Begriff des Burn-Out existiert eine solche verbindliche Symptombeschreibung bis heute nicht.
Die vorliegenden Untersuchungen zum Burn-Out zeigen in vielen Fällen eine hohe Korrelation zur Depression. Burn-Out genießt gesellschaftliche Akzeptanz, Depression (noch) nicht. Der Nachteil von Burn-Out: Es droht die Verschleppung einer Depression.
Herbert Freudenberger, der den Begriff des Burn-Out 1974 prägte, lieferte neben einer allgemeinen Beschreibung (s. Schaubild) eine Reihe von Präventionsvorschlägen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Der beste Schutz gegen Ausbrennen ist Respekt vor den Grundbedürfnissen des Menschen. Menschen brauchen Abwechslung und Austausch mit anderen. Sie wollen "wachsen" und sich "entwickeln". Dafür erfordert es Freiraum, Zeit, die passenden Werkzeuge und die Hilfe der Mitmenschen.
In zahlreichen Unternehmen konzentriert man sich neuerdings auf die Führungskultur als wunden Punkt für Stress und Burn-Out. Tatsächlich zeigen viele Untersuchungen, dass der Führungsstil großen Einfluss auf die Stressbelastung der Mitarbeiter hat. Konsequent wollen Personalexperten die Geschäftsführung vom Nutzen eines wertschätzenden Führungsstils überzeugen. Die Führungskräfte ihrerseits geben ihr Bestes, um gute Zahlen und bedingungslose Wertschätzung in Einklang zu bringen. Wie realistisch ist dieses Ziel aber?
Die Motivationsforschung zeigt, das unrealistische Ziele depressive Symptome begünstigen. "Erlernte Hilflosigkeit" verlangsamt Lernprozesse, schwächt den Antrieb und senkt das Selbstwertgefühl. Die Beschreibung des Burn-Out weist darauf hin, dass diejenigen vom Ausbrennen bedroht sind, die mit viel Idealismus an die Arbeit gehen. Sind es vielleicht diese Ideale und heeren Ziele, die den Burn-Out entscheidend vorbereiten? Management By (false) Objectives führt zum MBO sozusagen?
Interessant ist die sympthomatische Ähnlichkeit des Burn-Outs mit der so genannten Midlife-Crisis. Die Betroffenen berichten von einem Gefühl der Unzufriedenheit mit bisher Erreichtem, Unsicherheit und fortgesetzten Grübeleien. In der Literatur werden als mögliche Ursachen grundlegende menschliche Veränderungsaufgaben erwähnt. In der Lebensmitte (zwischen 30 und 50 Jahren) zeigt sich ein zunehmender körperlicher Verfall. In Beruf und Familie wird das Thema Trennung akut. Eltern werden pflegebedürftig und sterben. Wer die Karriereleiter nicht im Flug erklimmt, muss in ungeliebter Position verharren und droht, selbst diese an ehrgeizige Nachrücker zu verlieren. Das Altersmittel bei professionell begleiteteten Trennungen, Outplacement, liegt nicht ohne Grund zwischen 40 und 50 Jahren. Menschen stoßen hier an Grenzen. Eine Neuorientierung ist erforderlich.
Es ist zusätzlich die Phase in der bewusste Rückschau stattfindet. Die vor einem liegende Lebenszeit wird im Vergleich zu der gelebten immer geringer. Die Möglichkeit, eigene Träume zu verwirklichen und den persönlichen Lebenssinn zu finden, schrumpft somit.
Auch körperliche Veränderungen in der Mitte des Lebens mögen einen Einfluss auf die psychische Verfassung haben. Für Frauen ist die Wirkung der hormonellen Umstellung erwiesen. Ob die Veränderung des Testosteronspiegels mitverantwortlich für die Krise des Mannes ist, bleibt zu erforschen.
Burn-Out und Midlife-Crisis ist etwas gemeinsam: Die harte Konfrontation mit Idealen. Während der Ausbrennende erkennen muss, dass sein Feuer kein Licht in die Welt bringt, vearbeite der kriselnde Mensch seine Vergänglichkeit und das Scheitern der Ideale.
Woody Allen meinte einmal: „Alles in allem wird deutlich, dass die Zukunft große Chancen bereithält - sie enthält aber auch Fallstricke. Der Trick dabei ist, den Fallstricken aus dem Weg zu gehen, die Chancen zu ergreifen und bis 6 Uhr wieder zuhause zu sein.“
Das wunderbare am Humor ist, dass er auf unverschämte Weise die Perspektive wechselt, Tabus bricht und Befreiung erzielt. Wann haben Sie das letzte Mal so richtig über sich selbst gelacht? Vielleicht ist es Zeit, den Betrachtungsrahmen zu wechseln?
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